Es ist ein sonniger und warmer Herbsttag – goldener Oktober! Viele Touristen kommen zum Wandern, zum Fahrradfahren, zu den Sehenswürdigkeiten wie Schloß Weesenstein, Burg Lauenstein. Zum Genießen und gemütlichen Einkehren in die Perle Sachsen, wie der letzte sächsische König es gern bezeichnete. Eigentlich könnte man die Anwohner beneiden. Doch der Bikerwahnsinn – vor allem an solchen Wochenenden wie das letzte – gestattet alles andere als Erholung und Genuss dieser schönen Landschaft. Bis zu 800 Biker kommen vorbei. Die meisten sind zu laut, lassen den Lärmpegel im Tal so sehr ansteigen, dass immer mehr Anwohner flüchten. Zwei Anwohner berichten vom gestrigen Sonntag:

Anwohner aus dem Tal: „Wir sind bewusst um 11.00 Uhr zu einer Wanderung um Liebenau aufgebrochen. Übrigens sind unsere Nachbarn auch geflüchtet. Die Freude über den herbstlichen Rundweg durch bunte Wälder im Sonnenschein wurde uns an der Stelle eines Aussichtpunktes auf Lauenstein genommen. Dort wurden wir vom kleinen Brenner (Straße am Rückhaltebecken) heftig beschallt und ich kam mir vor wie auf dem Sachsenring. Mit einem Stoßgebet hatte ich gehofft, dass dieser Zustand für die Lauensteiner nur vorübergehend sein sollte. Ich hatte mich geirrt.

Bei uns zu Hause angekommen, habe ich mit Ohrstöpseln die schlimmsten Lärmspitzen kappen können. Damit konnte ich wenigstens Kaffee auf der Terrasse trinken. Um etwas Abwechslung in die Lärmverdrängung zu bringen, habe ich mir eine kostenlose Musik App runtergeladen, das iPhone in die Hosentasche gesteckt und so den restlichen Nachmittag erträglicher gestaltet. Im Dunkeln haben wir nochmals bei milden Temperaturen das Abendessen im Freien ohne Lärmschutz zu uns genommen, denn ab 19.00 Uhr war das Schlimmste überstanden.“

Anwohner vom Rückhaltebecken Lauenstein (kleiner Brenner): „Für uns war es das schlimmste Wochenende der Motorradsaison! Ich fürchte, euch ging es nicht anders. Sehr, sehr viele und sehr laute Motorräder. Der kleine Brenner war wieder die reinste Rennstrecke. In Hohenstein wird gebaut, da sind alle bei uns gefahren.“

Übrigens, genau die Menschen, deren Gesundheit mit diesem vermeidbaren Freizeitlärm ruiniert wird, deren Grundstücke wenn überhaupt nur noch im Winter verkauft werden können, waren genau die gleichen Menschen, die von dem verheerenden Hochwasser 2002 betroffen waren. Diese Menschen haben teilweise um ihr Leben gebangt, haben über Monate in Dreck und Verwüstung gelebt, haben mit viel Kraft ihre Grundstücke wieder hergestellt und müssen nun wieder um ihre Lebensgrundlage kämpfen.

Wann hört endlich das Verharmlosen und Leugnen auf? Wann handelt die Politik?

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Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

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