Knöllchen für zu laut am laufenden Band: der Lärmblitzer Meduse.

Während sich unsere Politik in enger Abstimmung mit der Fahrzeugwirtschaft noch gegen den Lärmblitzer aus Frankreich wendet („ist so im Recht nicht vorgesehen“) schafft Kalifornien Tatsachen und die Rechtsgrundlage. Ein Pilotprojekt für die Lärmblitzer à la Meduse ist in sechs Städten angelaufen. Motorräder lauter 80 dB werden dann nach einem Gesetzentwurf automatisch im Vorbeifahren geblitzt und sanktioniert – ab 2023, spätestens ab 2027. Autos zwar auch – aber der Blitz kommt erst ab >95 dB. Begründung: Studienlage über Belästigungsgrad (maximal ist der beim Motorrad) – mit Verweis auch auf Studien aus Europa.

Damit verschiebt sich (erstmal in den USA) die Erzählung: Der PoN (Point of Noise) rückt zusehends in den Fokus, nachdem die unnötige Lärmmaximierung an der Quelle sich seit 20 Jahren der Regulierung entzieht: Industrie- und Fahrerlager bescheissen weiter, was das Zeug hält, weil sich Sound so gut verkauft und so schön belästigt. Analog Geschwindigkeitsüberschreitung heißt es aber künftig in CA: Wie laut dein Hobel maximal sein kann, ist uns egal – wenn du an dieser Stelle lauter bist als 80 dB, dann kostet das 500 $. In der Pilotphase wird erstmal nur die Wiederholungstat bestraft, das erste Lärmen geht aufs Haus.

Aber die Fachleute der Krachindustrie haben doch jahrelang gepredigt: 80 dB sind gar nicht möglich? Und jetzt 80 dB max in Kalifornien? Und überall wo so ein Ding hängt, kostet es Geld?
Punkt 1: Wenn es in Kalifornien geht, dann geht das in Wermelskirchen und Baden Baden auch.
Punkt 2: Es wird sich herausstellen, wie es mit dem Fahrspaß aussieht, wenn der Individualist in Lederjacke an jedem motorradtouristischen Höhepunkt unter 80 dB bleiben muss. Aber lustig wird das für die lärmliebende Harley- und Rennsportgemeinde bestimmt nicht.

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27 Responses

  1. Als ich in den Anfang 80-ziger Jahren für 2 1/2 Jahre beruflich in California war, haben die schon unleaded fuel (bleifreies Benzin) gehabt. Da gab es bei uns die Grünen noch gar nicht wirklich. Die haben damals ja noch gesungen: it never rains in Southern California. Nun sind sie in California wieder ihrer Zeit weit voraus und verlangen von den Bikern, dass ihre Lärmterror-Maschinen nur noch 80 dBA haben dürfen. Das ist natürlich für die Rücksichtslosen ein riesen Jammer und ihr Ego wird mächtig darunter leiden. Aber sie können ja noch weitere 30 Jahre lang mit Getöse ihre Mitmenschen terrorisieren. So lange brauchen unsere Politiker in der Regel, um sich den Realitäten anzupassen.

  2. Andere Länder machen Gesetze und packen Probleme an. Bei uns „kann man nichts mache“n bis die Deutsche Umwelthilfe kommt und es durchklagt. WO BLEIBT DIE DEUTSCHE UMWELTHILFE???

  3. Guter Ansatz zur Problemlösung. Mit einem Pferdefuss! Jetzt muss der Staat Lärmblitzer kaufen um ein Problem zu regulieren, das es nicht gäbe, wenn andere nicht auf dicke Hose machen müssten. Scheiss Kommerz!

    • Die Lärmblitzer könnten sich in Grenzen halten, wenn die „Argumente“ gegen Lärm überzeugend wären.
      Verbot von entsprechendem Zubehör und bisher legalen Manipulationen, wirksame Folgen bei Zuwiderhandlungen. Aber so, dass sie wirklich überzeugen!!
      Weiterhin beschweren, schreiben, mailen, aufmerksam machen, informieren. Wenn die Amis sogar reagieren, ist es auch bei uns noch nicht zu spät, es könnte ja auch mal etwas Positives von da herüberschwappen.

  4. Die Lärmblitzer könnten sich in Grenzen halten, wenn die „Argumente“ gegen Lärm überzeugend wären.
    Verbot von entsprechendem Zubehör und bisher legalen Manipulationen, wirksame Folgen bei Zuwiderhandlungen. Aber so, dass sie wirklich überzeugen!!
    Weiterhin beschweren, schreiben, mailen, aufmerksam machen, informieren. Wenn die Amis sogar reagieren, ist es auch bei uns noch nicht zu spät, es könnte ja auch mal etwas Positives von da herüberschwappen.

  5. Schöne Idee aber,
    in dem „Gesetz Vorschlag“ aus Kalifornien fehlt mir eindeutig wo dieses System zum Einsatz kommen soll. Wenn dieses System nur in Straßen innerhalb der Ortschaft/Stadt am besten noch mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung <50Kmh zum Einsatz kommen darf machen die 80dba meiner Meinung nach wenig Sinn. Hauptprobleme sehe ich ehr bei der 100kmh Marke oder darüber.

    • Da der asoziale Lärm flächendeckend erzeugt wird, muss er auch flächendeckend bekämpft werden. Hier ist die Autobahn ca. 1,5 km entfernt. Man hört einige der Gesäßöffnungen sogar, wenn ein Zug auf der Bahnstrecke, die dazwischen liegt, vorbei fährt. Die kennen keine Grenzen, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.

      • Eben aber leider steht zu den Aufstellorten nichts besonderes drin, oder ich habe es übersehen. Wobei ich glaube das technisch nicht alle Standorte nutzbar sind (Nebenlärmquellen oder Schallspiegelung z.B.) oder Sinn machen (Spielstraßen oder Parkhäuser).

  6. Die unterschiedlichen Grenzen für Auto und Motorrad finde ich ehrlicherweise schwierig und unnötig (Autos dürften mehr als doppelt so laut und 5x mal so intensiv sein). Warum nicht alle auf einen Wert?
    Mir ist ehrlicherweise gleich ob die Scheiben wackeln bei einer Harley Kolonne oder ob ich vom Schaltknallen(/-furzen) eines Golf GTI aus dem Schlaf geschreckt werde.
    Aber die Idee an sich finde ich absolut sinnvoll! Asis geht ans Leder(-portmonnaie) während normale Bürger nicht belastet bzw. anwohnende Bürger entlastet werden.

    Hat jemand von ihnen zufällig Informationen wie das Aufstellungs- und Messverfahren dieser „Medusen“ aussieht? Dazu finde ich leider nichts.
    Die 80dB packt ja selbst ein Düsenjet mit genügend Abstand/richtigem Winkel/richtiger Strecke.

    • Servus würde mich auch für die erwähnten

      Hat jemand von ihnen zufällig Informationen wie das Aufstellungs- und Messverfahren dieser „Medusen“ aussieht? Dazu finde ich leider nichts.
      Die 80dB packt ja selbst ein Düsenjet mit genügend Abstand/richtigem Winkel/richtiger Strecke.

      Interessieren also falls jemand da was hat gerne Melden.

  7. Hm,
    ich vermute dass die 95dB eher Lastwagen, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Bussen geschuldet sind.
    Vermutlich wird dafür in der Zukunft eine eigene Kategorie errichtet, so dass PKWS in die gleiche Kategorie wie Motorräder rutschen können.

    • Es wäre schon ein Riesenfortschritt, würde der bewusst verursachte vermeidbare Lärm verschwinden.
      Ich wohne auf dem Land an einer Durchgangsstraße zwischen zwei Ortschaften. Gegen das, was sich hier an Wochenenden und abends abspielt, sind LKW, Busse und landwirtschaftliche Fahrzeuge vernachlässigbar. Hauptsächlich Motorräder sind oft mehr als doppelt so schnell wie erlaubt(70 km/h). Die Polizei kennt diese Zustände seit langem und hat in mehreren Jahrzehnten sogar schon einmal kontrolliert. Wer ländliche Verhältnisse kennt, kann sich denken, warum sie derart untätig ist. Davon abgesehen wird sie an Wochenenden bei Fußballspielen gebraucht.

    • Das mit Busse/Lastwagen/Landwirtschaft etc etwas lauter sind, ist natürlich klar.
      Aber es wird ja bewusst festgestellt das Autos lauter sein dürfen und ich finde dafür (abseits von möglicher Lobbyarbeit) keine wirklich einleuchtenden Gründe.

      Zudem ist die automatische Unterscheidung zwischen Motorrädern, Autos und „Groß“-Maschinen ja heute schon bei Lärmdisplays möglich und gängig.

      • Sie schreiben „mögliche“ Lobbyarbeit, so positiv sehe ich die Sache nicht mehr.

        Von Verschwörungstheorien habe ich nie viel gehalten, aber dass die Initialen des Verhinderers von Tempolimit und Gestalter anderer abstruser Ideen „V“ und „W“ lauten, kann nur bedeuten, dass da eine höhere Macht dahinter steckt.

        Am langen Wochenende wird mir mein Humor mit Sicherheit wieder vergehen, die ersten prollen schon vorbei.

      • „…und ich finde dafür (abseits von möglicher Lobbyarbeit) keine wirklich einleuchtenden Gründe.“

        Die gibt es aber.
        In der östereichischen „Außenfern Studie“ („Effects of Motorcycle Noise on Annoyance“ googlen) steht:

        ‚The exposure annoyance response curves for motorcycle
        noise show a shift of more than 30 dB in annoyance reaction compared to other road traffic noise‘

        Man könnte dies etwas salopp damit übersetzen, dass Motorradlärm um 30dB lästiger wie (PKW-) Strassenlärm ist.

        Also kommen die kalifornischen Motorradfahrer damit eher gut dabei weg.

        • Ich meinte damit nicht, dass Motorräder lauter sein dürfen.
          Im Gegenteil: wenn alle leiser sein könnten, warum sollten sie es nicht?
          Wenn Autos einfacher leiser gemacht werden können (Motorraumdämmung/längere Abgasanlagen mit mehr Möglichkeiten, mehr Drehmoment=niedrigere Drehzahlen etc etc), warum braucht es dann höhere Werte?
          Bei einem Motorrad bleiben ja (vorausgesetzt es wird keine Klappenanlage/bewusst laute Abgasanlage verbaut) immer noch die Kette und der offen liegende Motor, der/die kaum gedämmt werden können.
          Beim Auto wäres es prinzipiell möglich alle Geräuschquellen bis auf Reifenabrollgeräusch und minimalen mechanischen Geräuschen auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Sprich die 80dB sollten doch ein Zuckerschlecken sein.

          Die 95dB Regelung schreit jedoch nach erfolgreicher Lobbyarbeit für „sportliche“ Autos.

  8. Wünschen darf man sich doch was, oder? Also: Flächendeckender Einsatz der Geräte. Wer erwischt wird, verliert SOFORT die Zulassung für seine Krawallschleuder. Er/sie bekommt eine Frist, bis zu der eine fachgerechte Verschrottung nachgewiesen sein muss, sonst wirds teuer. Vorschlag: Wer den Verschrottungstermin nicht einhält, zahlt 3 Jahresgehälter, bekommt den Führerschein für nicht weniger als 5 Jahre entzogen und bei Wiederholung gibts Knast nicht unter 3 Jahren ohne Bewährung. Dann ist endlich Ruhe. Kampf den Motorrädern, ausschließlich auf rechtlicher Basis, aber knallhart und ohne Pardon! Die kennen auch keine Gnade mit uns.

  9. Hallo Zusammen,

    erst mal möchte ich mich als Motorradfahrer outen.
    Klar ist Lärm macht krank da bin ich bei dem Großteil der Jenigen die hier im Forum einen Post verfasst haben. Aber das rum Geheule ist ja kaum zu ertragen. Wenn ihr mal wissen wollt was richtiger Lärm ist kann mich mal jemand bei zu Hause besuchen. Mein Haus steht 1,2Km von der Landebahn eines der größten Flughafen in Deutschland entfernt. Eine Bahnstrecke in 200m Luftlinie so wie eine Autobahn in 500m Entfernung. Hinzu kommt noch ein Röhrenwerk wo auch Nachts die Stahlrohre beim umlagern fallen gelassen werden. Und das nicht nur im Sommer.
    Flugzeuge starten im 50SEk Tackt während der Ferien.
    Ich hoffe das niemand von euch jemals von unserem Flughafen aus in die Sommerferien fliegt, sonst stehe ich mit dem großen Plakat dort, wo ihr auch noch unsere Parklätze in unseren Wohngebieten zu parkt. Und vergesst nicht die Autos die heutzu tage viel lauter sind als die meisten Motorräder.
    Jeder hat irgend wo etwas was ihm nicht passt, aber das Gejammer hier ist echt schrecklich.

    Grüße aus NRW

    • Hallo Ingo,
      erst stellst du fest, dass Lärm krank macht.
      Dann outest du dich als Schlauberger, der auf eine Verkehrsinsel gezogen ist zwischen Landebahn, Bahnstrecke, Autobahn und Röhrenwerk.
      Das ist ja worst Case. Du wirst keine 50 Jahre alt! Ey Ingo: Augen auf beim Häuserkauf! Da zieht man nicht hin, auch wenn es noch so günstig ist, und beschwert sich hinterher, dass die Ferienflieger-Menschen ihre Autos wochenlang in der Wohnstraße parken. Verglichen mit deiner Gleichmut können wir uns wirklich nicht beschweren. Danke für deinen Beitrag zur Diskussion. Wir verstehen, dass du das Recht hast, andere Leute mit deiner Krachmaschine zu belästigen.

      • Der maskierte Rächer – er rächt sich sicherheitshalber auch an denen, die nie in Urlaub fliegen.
        Dass er vielleicht nicht alt wird, muss aber nicht an seiner Wohnsituation liegen. Seine Knautschzone ist nicht gerade die allerbeste.

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Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

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