Die Taz berichtet über Leserreaktionen zu der Taz-Recherchestrecke „Motorradlärm“. Das Problem ist größer als erwartet.   Foto: Arne Hettrich aus dem Lautertal/Baden-Württemberg

 

 

Der Bericht der TAZ, aus der wir auszugsweise zitieren, macht klar, dass Motorradlärm eine eigene Qualität von Lärm ist: In Erholungslagen, bei schönem Wetter, wo man keinen Verkehrs-Lärm erwartet – und vor allem unnötig wie ein Kropf.

Die zahlreichen E-Mails an die Taz zeugen davon, wie verzweifelt viele Menschen wegen des Lärms vor ihrer Haustür sind. „Ganz schlimm“, „unerträglich“, „eine Qual“, „kaum auszuhalten“, „Lärmterror“ sind nur einige Zitate von Betroffenen. „Wir fallen seit fünf Jahren gerade in der Einschlafphase fast aus dem Bett von dem Lärm“, klagt ein Berliner.

„Wegziehen kann ich nicht, weil ich das Haus geerbt habe und ich mir Vergleichbares in ruhigerer Lage nicht leisten kann“, schreibt eine Betroffene. „Diese Lärmbelästigung ist besonders schlimm, weil sie natürlich hauptsächlich in der warmen Jahreszeit auftritt, wenn man aufgrund der Temperaturen die Fenster offen hat“, ein anderer.

Ein taz-Abonnent berichtete, er habe ein Ferienhaus in einer belasteten Region gekauft. „Dort können Sie an Wochenenden und Feiertagen nicht im Garten sitzen. Da fliegt Ihnen der Kochlöffel weg“ – bei 84 Motorrädern pro Stunde „und alle aufgedreht – volles Rohr“. Seine Konsequenz: „Das Haus habe ich zum Glück wieder verkaufen können – im Winter.“

Mehrere TAZ-Leser weisen daraufhin, dass der Lärm oft auch mit überhöhten Geschwindigkeiten und Unfällen einhergehe. Ein Lärmgeplagter war sogar schon selbst einmal Ersthelfer bei einem Unglück: „Da hatte sich ein Motorradfahrer ein Bein unter der Leitplanke abgeschlagen. Davon träume ich regelmäßig seit zehn Jahren. So ein Traum geht nie weg.“ Die Strecke am Feldberg im Taunus werde ob der vielen Kreuze für Unfallopfer schon „Death Valley“ genannt.

Die meisten Autoren der Mails fühlen sich allein gelassen von den Behörden: „Ein einziges Lärmereignis in der Nacht beendet für viele Leute den erholsamen Schlaf, kann also schon gesundheitsgefährdend sein“, schreibt ein Brandenburger. Das würden die Ämter aber nicht berücksichtigen, wenn sie die Lärmbelastung bewerten. Ein Bayer berichtete, die Einwohner der Dörfer im Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz „haben schon lange resigniert“, da ihr Protest nicht erfolgreich gewesen sei. Ein anderer: „Die Polizei hat zwar Unterstützung zugesagt, allerdings dauert es eine Weile, bis ein Streifenwagen erscheint und dann ist die Wirkung nur sehr kurzfristig. Die Heizer sind mit Handy eben auch gut vernetzt.“

Besonders wütend sind viele Menschen, weil sie Motorradlärm – anders als beispielsweise Belastungen durch Lastwagen – für unnötig halten. Motorradfahren diene „nur dem egoistischen Spaß einer immer größer werdenden Menge von rücksichtslosen, abenteuerliebenden Menschen“, schreibt ein Leser aus Unterfranken. „Eine kleine Minderheit ‚terrorisiert‘ aus ziemlich niedrigen Gründen eine große Menge anderer Menschen“, kritisiert ein weiterer.

Bemerkenswert dümmlich übrigens der Kommunalpolitiker, dem dieses Statement entglitten ist, das die Taz zitiert: „Tendenziell kommt bei mir persönlich der Ruf nach Ruhe schlecht an. Jede Demo ist eine Ruhestörung – und das ist gut so“. Muss jemand, der zwischen mutwilliger, unnützer, hedonistischer Verlärmung von ganzen Regionen und dem Grundrecht auf Demonstration nicht unterscheiden kann auch noch in der Politik mitreden? OMG – what a Gefasel!

Rund 270 Hotspots bundesweit: So viele betroffene Regionen haben der Taz ihr Problem mit Medienveröffentlichungen oder Beschwerden bei Kommunen nachgewiesen.

 

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Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

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