Die Anwohner der Borgloher Straße in Georgsmarienhütte fühlen sich im Straßen-Lärm der Raser seit Jahren allein gelassen. „Kann man nichts machen“, sagen die Behörden. Dann werden im Frühjahr 2018 die Anwohner kreativ, beschaffen sich eine Blitzer-Attrappe und stellen dieses Starenkästchen auf einem privaten, eingefriedeten Grundstück auf.

Das geschah vor Ostern und wirkte tatsächlich geräuschmindernd gegen Lärmer auf zwei und vier Rädern. Bis sich einer (der Raser?) von der Attrappe persönlich beeinträchtigt sah und die Anlage nachts umknickte und demolierte. Das geschah wiederum vor Ostern und die Anlieger stellten das Gerät wieder provisorisch auf. Nach Ostern war es dann ganz weg und die Spuren der Demontage führten ins Amt – zur Kreisstraßenmeisterei. Die hat den falschen Blitzer abmontiert und mitgenommen – ohne die Besitzer zu informieren. Eberhard Schröder von der 120 Mitglieder zählenden Anwohnerinitiative stellt fest, dass es an der auf 70 km/h beschränkten Strecke wieder deutlich lauter geworden ist – und forschte juristisch unterstützt nach dem Verbleib des Kästchens. Burkhard Riepenhoff, Pressesprecher des Landkreises, teilte der Neuen Osnabrücker Zeitung mit, dass solche Blitzer verkehrsgefährdend sein können und möglicherweise Auffahrunfälle verursachen. Das ist schon ein wenig possig, wenn der Staat selbst hier eine Gefahr verortet, die er beim eigenen Wirken aber vernachlässigt. Doch Riepenhoff legt noch eine Schippe Schilda nach und teilt mit, dass diese Verkehrsgefährdung hier nach Prüfung ausgeschlossen werden könne. Hier sei es darum gegangen, dass eine Verkehrsgefährdung dadurch entstehe, dass Menschen hier anhalten und das Gerät stehlen oder demolieren wollen. Deshalb habe die Kreisverwaltung das Teil „weggenommen“. Die Argumentation hat Trump’sche Züge – das fiel möglicherweise sogar den Behörden auf. Sie rückten das Gerät jetzt nach juristischen Scharmützeln wieder raus. Ob nach dem ursprünglichen Täter ermittelt wird, ist nicht dokumentiert; genau so wenig, ob der Landkreis hier jetzt auch mal selbst gegen Raser und Lärmer aktiv wird – oder nur gegen deren Opfer.

http://Anwohner versuchen sich in Georgsmarienhütte mit einer Blitzerattrappe in Lärm-Selbstverteidigung – Kreisbehörden haben das Ding mit einer hahnebüchernen Argumentation schon nach kurzer Zeit entfernt.

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Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

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