Motor(en*rad)lärm …

Ein wunderbares Wochenende zum entspannen, das Wetter ist schön, wir wollen den Garten mit der Familie & Freunden beim Grillen genießen .…
Doch unser Ansinnen hat einen Haken:
Wir wohnen außerorts, an einer der vielen landschaftlich reizvollen und kurvenreichen Landstraßen im Schwarzwald/Baden.
Die Lärmproblematik und Unfallhäufigkeit ist bekannt.
Das Einschalten der Polizei und das Ersuchen nach mehr Kontrollen stoßen jedoch auf personelle & materielle Engpässe. Finden sie statt, bleiben sie dank Informations-Leaks ergebnislos. Und wenn die Polizei dann ein oder zwei Mal im Jahr die Zeit findet, sich den penetrant nörgelnden Anwohnern zu erbarmen, dann herrscht aus vorherig genannten Gründen das Schweigen im Tale.
Das Landratsamt und das Landesministerium für Verkehr im Osten von Baden (Stuttgart) – tja, die berufen sich auf leider unvollständige Statistiken welche nicht mal ihr Papier wert sind … von politischer (legislativer) und exekutiver Seite … nichts zu erwarten … Wir fühlen uns Ohnmächtig und mit der Situation alleine gelassen. Verkauft und verraten.
Trotzdem! Wir lassen uns unsere Freude am Leben und das Zusammensein nicht so leicht nehmen. Daher haben wir, in guter Hoffnung, eingeladen … Familie, Freunde ….

Jedoch: FEHLANZEIGE !
Dumpfes Grollen von Motoren, dank sei der Auspuff-Klappen-Technik, gemischt mit kreischend lautem, kreissägenartigem Zweitakter-Sound. Unbeschreiblicher Krach, Knattern, erzwungene Fehlzündungen – und es schallt und reflektiert diese Geräusche im idyllischen Tal über mehrere Kilometer – ohne Unterlass ! Keine Minute vergeht, ohne diese „Musik“ von geistig minderbemittelten Spaß-Proleten.

Dann… plötzlich! Die Lärmkulisse verschwindet.
Aus der Ferne sind fast musikalische, symphonische und wohltuende Klänge zu vernehmen. Ein Martinshorn erschallt im Tal. Dann stimmt ein zweites Horn und ein Drittes ein … die Hörner ertönen und schallen, wie die Leitmotive in einer Bachschen-Fuge… eines ordnet sich dem nächsten unter, nimmt dann Anlauf um sich mit den Anderen zu messen und sich gegenseitig fulminant zu überbieten.
Doch schlagartig verstummt alles. Himmlische Ruhe! Keine Martinshörner, keine Fehlzündungen, kein Motorenlärm. Kein Knattern.
Die Stille wäre fast beängstigend – fast, wären da nicht plötzlich das lange vermisste Gezwitscher von Vögeln und das sanfte Rauschen und Plätschern des Baches im Talgrund zu hören … und wir? Wir können wieder miteinander reden, ohne unsere Stimmen erheben zu müssen. Wunderbar !

Der Preis hierfür ?
Vermutlich ein verunglückter, geschwindigkeits-affiner, klein-geistiger und egoistischer Spaß-Rennfahrer der sich überschätzt – und die Kurve oder Verkehrslage unterschätzt hat. Oder vielleicht beides.
Einer dieser lebens- überdrüssigen Asphalt-Cowboys (Cowboys sollte es ja in Deutschland eigentlich nicht geben), der sein geliebtes und verhätscheltes Spielzeug zerlegt hat. Jetzt steht er neben den Resten dieses – von Audi, BMW, Daimler, Porsche, Kawasaki, Ducati und all die anderen, hoch ehrwürdigen und renommierten Herstellern und Zulieferer für Sound-Design, Tuning und Fahrspaß gefertigten, vormals ach so schönen – Terror-Fun-Artikels.
Kurz grämt er sich ob des kaputten Spielzeugs und überlegt schon, welchen Ersatz er sich wohl mit dem Geld der Versicherung zulegen wird … vielleicht etwas schnelleres? Mit noch markigerem Sound?
Dank der unsäglichen Arroganz des – von schwarzen CSU-Doppel-Nullen geleiteten Verkehrsministeriums sowie exzellenter Lobbylistenarbeit – welche den Spaß des Individuums über die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Wähler und Mitmenschen stellen, ist auf dem deutschen Spielzeugmarkt alles erlaubt und verfügbar. Hier ist das gut dressierte Konsum-Bürgerlein bestens aufgehoben.
Hauptsache der Profit und die Aktienkurse stimmen. Audi-Schmuse-Andi und Konsorten regeln und sichern das wirtschaftliche Wachstum zum Wohle unserer innovationsüberdrüssigen, faulen und bestens vernetzten Schlüsselindustriemanager. Und eben diese Industriekapitäne ziehen sich dann nach einem erfolgreichen Arbeitsleben – mit 4.000 Euro Rente pro Tag – in den gut bezahlten Ruhestand eines Aufsichtsrates zurück (Beispielgröße bezieht sich auf Aldi-Aufsichtsrat).
Da fehlt zu unser aller Glück nur noch ein ehemaliger Black-Rock-Manager, welcher unsere Renten allzu gerne an diese Spaß-Industrie koppeln würde …. herzlichen Glückwunsch !

Zurück zu unserem Fest:
Wir halten – ob der durch Hörner eingeleiteten Bach-Fuge – kurz inne und hoffen, daß kein unbeteiligter Dritter zu Schaden gekommen ist.
Letztendlich können wir nun – ganz egoistisch – die nächsten Stunden in Ruhe genießen. Die natürliche Geräuschkulisse wirkt entspannend auf uns. Stresslevel bauen sich ab, Herz-Kreislaufprobleme sagen Adieu und die Steaks vom Grill mit den Salaten schmecken wunderbar. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, lachen und sind froh, mal wieder ein Wochenende gemeinsam und vor allem in Ruhe genießen zu dürfen.
Eine Ruhe, die wir sonst nur an einem verregneten Wochenende im Haus genießen könnten.

Ja, „wir“ sind auch egoistisch und spaß-orientiert. Der Unterschied: Unser Spaß belästigt niemanden und verursacht keine Kosten für Schallschutz-Maßnahmen und keine Herz-Kreislauf-Beschwerden betroffener Lärmopfer, denen meist nichts übrig bleibt, als sich am Wochenende in den ruhigen Keller zu verziehen.

Ich denke, Sie verstehen nun, weshalb wir die Aktion SilentRider unterstützen und zeichnen.
Besten Dank fürs Lesen und bleiben Sie gesund !

Gruß aus Baden.

Newsletter
Für weitere Informationen abonnieren Sie bitte unseren Newsletter.

Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner