MOTORRADLÄRM-TAG 2025  I  LANDESVERTRETUNG NRW  I  BERLIN

MOTORRADLÄRM-TAG 2025 LANDESVERTRETUNG NRW BERLIN

12. Mai 2025
Gleich geht´s los …

 Foto: © Bundesverband

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Podiumsrunde

v.l.: Dr. Schade, Minister Krischer, Dr. Fiebig, Dr. Hahad, N. Schmalholz

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Forderungskatalog

an die Politik

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Am 12. Mai versammelten sich auf Einladung des Bundesverbands gegen Motorradlärm rund 110 Teilnehmende zur Hybridveranstaltung in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens in Berlin. Unter dem Motto „Motorradlärm am Hotspot: Noch belästigender als Fluglärm“ wurde das Thema aus wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Perspektive beleuchtet – mit eindringlichen Forderungen an die Gesetzgebung.

Marco Schmunkamp, Holger Siegel
Sprecher im Bundesverband
gegen Motorradlärm

Auftakt: Klare Worte zur Ursache – 
Versagen der Zulassungspraxis

Marco Schmunkamp und Holger Siegel, Sprecher des Bundesverbands, machten zum Einstieg deutlich: Motorradlärm ist kein Randproblem, sondern die strukturelle Folge untauglicher Zulassungsnormen, die so zugeschnitten sind, dass ein großer Teil der Fahrzeuge bereits ohne jede Manipulation immissionsrechtlich höchst problematisch ist und im Realbetrieb erheblich lauter als in den Prüfzyklen unter Laborbedingungen.

Eine Gegenüberstellung von Lärmdaten aus dem Weserbergland mit Messwerten vom Flughafen BER belegt: „Motorräder erreichen an unzähligen Hotspots regelmäßig Lärmspitzen, die selbst im Umfeld eines internationalen Flughafens kaum gemessen werden“

Mit Nachdruck machte Marco Schmunkamp deutlich, wie viele Initiativen seit 2020 von den Landesverkehrs- und Umweltministern sowie dem Bundesrat angestoßen wurden – jedoch bislang ohne Konsequenzen.

Dabei belegt eine vom Spiegel in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage die gesellschaftliche Akzeptanz strikter Maßnahmen: 71% der Bevölkerung befürworten Streckensperrungen für überlaute Motorräder.

Auftakt: Klare Worte zur Ursache – 
Versagen der Zulassungspraxis

Marco Schmunkamp, Holger Siegel, Sprecher im Bundesverband
gegen Motorradlärm

Auftakt:
Klare Worte zur Ursache:
„Versagen der Zulassungspraxis“

Marco Schmunkamp und Holger Siegel, Sprecher des Bundesverbands, machten zum Einstieg deutlich: Motorradlärm ist kein Randproblem, sondern die strukturelle Folge untauglicher Zulassungsnormen, die so zugeschnitten sind, dass ein großer Teil der Fahrzeuge bereits ohne jede Manipulation immissionsrechtlich höchst problematisch ist und im Realbetrieb erheblich lauter als in den Prüfzyklen unter Laborbedingungen.

Eine Gegenüberstellung von Lärmdaten aus dem Weserbergland mit Messwerten vom Flughafen BER belegt: „Motorräder erreichen an unzähligen Hotspots regelmäßig Lärmspitzen, die selbst im Umfeld eines internationalen Flughafens kaum gemessen werden“

Mit Nachdruck machte Marco Schmunkamp deutlich, wie viele Initiativen seit 2020 von den Landesverkehrs- und Umweltministern sowie dem Bundesrat angestoßen wurden – jedoch bislang ohne Konsequenzen.

Dabei belegt eine vom Spiegel in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage die gesellschaftliche Akzeptanz strikter Maßnahmen: 71% der Bevölkerung befürworten Streckensperrungen für überlaute Motorräder.

Oliver Krischer
Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
des Landes NRW

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer bekräftigte die Relevanz des Themas auf Landes- und Bundesebene. Bereits mehrfach habe die Verkehrsministerkonferenz auf gesetzliche Reformen gedrängt, u.a. mit der Bundesratsinitiative 125/20 . Doch der Bund reagiere bislang nicht.

Er zog eine Parallele zur Dieselaffäre: Erst als belastbare Daten und öffentlicher Druck zusammenkamen, sei Bewegung in die Politik gekommen. Beim Motorradlärm sei eine ähnliche Entwicklung möglich – denn auch hier gäbe es klare Hinweise auf massive Diskrepanzen zwischen Prüfstand und Realität. Krischer kündigte an, das Thema erneut mit Nachdruck in die Verkehrsministerkonferenz einzubringen.

Dr. Lars Schade
Fachbereich Lärmminderung im Verkehr,
Umweltbundesamt

Lärm wird bewusst vermarktet

Dr. Schade kritisierte die derzeitige Regulierung durch die UN-ECE als von der Industrie dominiert. Studien der letzten Jahre belegen, dass Motorräder im realen Fahrbetrieb deutlich lauter sind als in der Typenprüfung vorgeschrieben. Dabei sei Lärm kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Produktstrategie vieler Hersteller. Dabei zeigt sich ein Teufelskreis: Der Fahrer wünscht den Sound, die Industrie liefert ihn – und die Anwohner tragen die Lärmbelastung dieses „Geschäftsmodells Lärm“:

Die Homologationskommission der UN-ECE, die weltweit die Zulassungsnormen für Fahrzeuge festlegt, besteht seit Jahren fast ausschließlich aus Vertretern der Fahrzeugindustrie. Vertreter von Anwohnern oder staatlichen Umweltbehörden seien faktisch ausgeschlossen – nicht zuletzt wegen des enormen Aufwands, der hohen Kosten und der großen fachlichen Komplexität. So entstehe eine Situation, in der die Fahrzeugindustrie faktisch die Regeln selbst schreibe und maßgeblich bestimme, wie laut die Fahrzeuge offiziell sein dürfen. Da Änderungen auf dieser Ebene nur langfristig Wirkung zeigen, muss der Fokus auf kurzfristigen und mittelfristigen Maßnahmen liegen, die unmittelbar vor Ort greifen können.

Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz des Lärmblitzers, der 2023 am Kurfürstendamm im Rahmen einer Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Fiebig von der TU Berlin erprobt wurde.

Dr. André Fiebig
Leiter Fachgebiet Psychoakustik, Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik, TU Berlin

Motorräder sind die Spitzenreiter bei Lärmüberschreitungen

Dr. Fiebig präsentierte Studienergebnisse, die belegen, dass Motorräder mit 53 % der 2.468 als zu laut erfassten Fahrzeuge in allen gemessenen Lärmpegeln besonders häufig vertreten seien – vor allem in den hohen Bereichen zwischen 95 und über 105 dB(A), obwohl sie nur einen geringen Anteil am Stadtverkehr haben.

Damit tragen sie auch im urbanen Umfeld überproportional zur Gesamtbelastung bei. Das Problem verschärft sich dementsprechend in Regionen, wo der Anteil an Motorradverkehr punktuell hoch ist.

Dr. Fiebig betonte, dass die technische Erfassung überlauter Fahrzeuge effektiv möglich ist, mahnte jedoch fehlende gesetzliche Grundlagen an – insbesondere die verbindliche Festlegung und Durchsetzung von Grenzwerten.

Dr. Omar Hahad
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz

Lärm als unterschätzte Gesundheitsgefahr: 
Ein Umweltproblem mit drastischem Handlungsbedarf

Dr. Hahad befasst sich in seiner Forschung mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Lärmbelastung. Zum Auftakt seiner Ausführungen zitierte er den Mediziner Robert Koch: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest.“

Dr. Hahad verwies zunächst auf die Daten der Europäischen Umweltagentur: Lärm ist nach Luftverschmutzung das Umweltproblem mit der zweithöchsten Krankheitslast in Europa mit über 12.000 vorzeitigen Todesfällen sowie dem Verlust von Millionen gesunder Lebensjahre.

Dementsprechend ist besonders Motorradlärm ein bisher unterschätzter Umwelt- und Gesundheitsfaktor, der epidemiologisch noch nicht umfassend untersucht wurde. Dieser Lärm zeichnet sich durch seine psychoakustische Auffälligkeit aus: Er ist hochfrequent moduliert und impulsiv, tritt besonders an Wochenenden, in Städten auch nachts – also genau in Erholungsphasen – verstärkt auf und belastet den menschlichen Organismus dadurch in besonderem Maße.

Er bemängelt, dass dieser spezifischen Lärmquelle trotz ihrer klaren psychoakustischen Auffälligkeit und belegbar überdurchschnittlichen Belastungswirkung auf das kardiovaskuläre System bislang weder im rechtlichen Rahmen noch im gesundheitspolitischen Diskurs ein eigenständiger Schutzstatus zuerkannt wurde.

Patrick Pohle
Referent Umwelttechnik, Verkehr und Luftreinhaltung,
Deutsche Umwelthilfe e.V

Der politische Wille bröckelt, sobald es Kritik gibt

Patrick Pohle erläuterte ein Projekt des Landes Niedersachsen, das unter anderem ein Modellvorhaben im stark von Motorradlärm betroffenen Weserbergland vorsah. Ziel war die Umsetzung anderenorts bereits durchgeführter lärmreduzierender Maßnahmen, flankiert von einer Datenerhebung. Während der Umsetzung formierte sich starker Widerstand aus der regionalen Bikerszene, die gemeinsam mit der bundesweiten Motorrad-Community massiv gegen das Projekt mobil machte.

Unter dem Druck wurden die zunächst fast einstimmig beschlossenen Maßnahmen im Kreistag größtenteils zurückgezogen. Bislang konnten nur einige Lärmtrichter mit Tempolimits an Ortseingängen umgesetzt werden.

Kommunen scheuen sich aus Angst vor Rechtsstreitigkeiten mit Biker-Organisationen, dringend benötigte Projekte oder Maßnahmen umzusetzen, die echte Entlastung bringen könnten. Das Grundproblem wartet auf Lösung.

Bärbel Lehmann
Vertreterin des Bundesverbands gegen Motorradlärm

Verkehrsversuch Müglitztal, Sachsen:
Ergebnisse und Wirkung

Bärbel Lehmann berichtete über ein tatsächlich umgesetztes Pilotprojekt aus Sachsen u.a. mit Blitzern von hinten, das zwar kleinere Verbesserungen für die betroffenen Anwohner brachte, jedoch ebenfalls keine grundsätzliche Entlastung bewirken konnte. Als Hauptursache benannte auch sie das weiterhin ungelöste Kernproblem: die Vielzahl von Motorrädern, die im Realbetrieb deutlich zu laut sind und damit die zulässigen Grenzwerte faktisch unterlaufen.

Ein Lärmbeispiel vor Ort verdeutlichte eindringlich die massive Beeinträchtigung der Lebensqualität

Niklas Schmalholz
POLIS Network
Koordinator LENS (Low Emission Noise & Sound)

Europaweite Forschung zu „L-Fahrzeugen“ zeigt Handlungsbedarf

Niklas Schmalholz berichtete von Zwischen-Ergebnissen: Das Forschungsnetzwerk des EU geförderten Projekts LENS untersucht den realen Emissions- und Geräusch-Ausstoß von „L-Vehicles“ (Motorräder, Mopeds, Quads) in mehreren europäischen Städten.

In Paris, Leuven und Barcelona zeigten sich dabei vergleichbare Belastungsmuster wie die in Deutschland: Nach aktuellem Stand legen die Daten nahe, dass ein erheblicher Anteil der untersuchten L-Fahrzeuge die geltenden Emissions- und Lärmgrenzwerte im Realbetrieb überschreitet – teils deutlich, auch ohne offensichtliche Manipulationen. Die Forscherinnen und Forscher entwickeln derzeit mobile Echtzeit-Messsysteme wie PEMS (für Emissionen) und SEMS (für Schall), um diese Diskrepanzen objektiv messbar zu machen.

Das Ziel: wissenschaftlich fundierte Empfehlungen an Gesetzgeber und Zulassungsbehörden in der EU zu formulieren – etwa für neue Prüfzyklen und bessere Manipulationssicherheit.

Oliver Krischer
Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW

„Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen“

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer bekräftigte die Relevanz des Themas auf Landes- und Bundesebene. Bereits mehrfach habe die Verkehrsministerkonferenz auf gesetzliche Reformen gedrängt, u.a. mit der Bundesratsinitiative 125/20 . Doch der Bund reagiere bislang nicht.

Er zog eine Parallele zur Dieselaffäre: Erst als belastbare Daten und öffentlicher Druck zusammenkamen, sei Bewegung in die Politik gekommen. Beim Motorradlärm sei eine ähnliche Entwicklung möglich – denn auch hier gäbe es klare Hinweise auf massive Diskrepanzen zwischen Prüfstand und Realität. Krischer kündigte an, das Thema erneut mit Nachdruck in die Verkehrsministerkonferenz einzubringen.

Dr. Lars Schade
Leiter Fachbereich Lärmminderung im Verkehr, Umweltbundesamt

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Lärm wird bewusst vermarktet“

Dr. Schade kritisierte die derzeitige Regulierung durch die UN-ECE als von der Industrie dominiert. Studien der letzten Jahre belegen, dass Motorräder im realen Fahrbetrieb deutlich lauter sind als in der Typenprüfung vorgeschrieben. Dabei sei Lärm kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Produktstrategie vieler Hersteller. Dabei zeigt sich ein Teufelskreis: Der Fahrer wünscht den Sound, die Industrie liefert ihn – und die Anwohner tragen die Lärmbelastung dieses „Geschäftsmodells Lärm“:

Die Homologationskommission der UN-ECE, die weltweit die Zulassungsnormen für Fahrzeuge festlegt, besteht seit Jahren fast ausschließlich aus Vertretern der Fahrzeugindustrie. Vertreter von Anwohnern oder staatlichen Umweltbehörden seien faktisch ausgeschlossen – nicht zuletzt wegen des enormen Aufwands, der hohen Kosten und der großen fachlichen Komplexität. So entstehe eine Situation, in der die Fahrzeugindustrie faktisch die Regeln selbst schreibe und maßgeblich bestimme, wie laut die Fahrzeuge offiziell sein dürfen. Da Änderungen auf dieser Ebene nur langfristig Wirkung zeigen, muss der Fokus auf kurzfristigen und mittelfristigen Maßnahmen liegen, die unmittelbar vor Ort greifen können.

Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz des Lärmblitzers, der 2023 am Kurfürstendamm im Rahmen einer Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Fiebig von der TU Berlin erprobt wurde.

Dr. André Fiebig
Leiter Fachgebiet
Psychoakustik, Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik, TU Berlin

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Motorräder sind die Spitzenreiter bei Lärmüberschreitungen“

Dr. Fiebig präsentierte Studienergebnisse, die belegen, dass Motorräder mit 53 % der 2.468 als zu laut erfassten Fahrzeuge in allen gemessenen Lärmpegeln besonders häufig vertreten seien – vor allem in den hohen Bereichen zwischen 95 und über 105 dB(A), obwohl sie nur einen geringen Anteil am Stadtverkehr haben.

Damit tragen sie auch im urbanen Umfeld überproportional zur Gesamtbelastung bei. Das Problem verschärft sich dementsprechend in Regionen, wo der Anteil an Motorradverkehr punktuell hoch ist.

Dr. Fiebig betonte, dass die technische Erfassung überlauter Fahrzeuge effektiv möglich ist, mahnte jedoch fehlende gesetzliche Grundlagen an – insbesondere die verbindliche Festlegung und Durchsetzung von Grenzwerten.

Dr. Omar Hahad
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Lärm als unterschätzte Gesundheitsgefahr: Ein Umweltproblem mit drastischem Handlungsbedarf“

Dr. Hahad befasst sich in seiner Forschung mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Lärmbelastung. Zum Auftakt seiner Ausführungen zitierte er den Mediziner Robert Koch: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest.“

Dr. Hahad verwies zunächst auf die Daten der Europäischen Umweltagentur: Lärm ist nach Luftverschmutzung das Umweltproblem mit der zweithöchsten Krankheitslast in Europa mit über 12.000 vorzeitigen Todesfällen sowie dem Verlust von Millionen gesunder Lebensjahre.

Dementsprechend ist besonders Motorradlärm ein bisher unterschätzter Umwelt- und Gesundheitsfaktor, der epidemiologisch noch nicht umfassend untersucht wurde. Dieser Lärm zeichnet sich durch seine psychoakustische Auffälligkeit aus: Er ist hochfrequent moduliert und impulsiv, tritt besonders an Wochenenden, in Städten auch nachts – also genau in Erholungsphasen – verstärkt auf und belastet den menschlichen Organismus dadurch in besonderem Maße.

Er bemängelt, dass dieser spezifischen Lärmquelle trotz ihrer klaren psychoakustischen Auffälligkeit und belegbar überdurchschnittlichen Belastungswirkung auf das kardiovaskuläre System bislang weder im rechtlichen Rahmen noch im gesundheitspolitischen Diskurs ein eigenständiger Schutzstatus zuerkannt wurde.

Patrick Pohle
Referent Umwelttechnik, Verkehr und Luftreinhaltung,
Deutsche Umwelthilfe e.V

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Der politische Wille bröckelt, sobald es Kritik gibt“

Patrick Pohle erläuterte ein Projekt des Landes Niedersachsen, das unter anderem ein Modellvorhaben im stark von Motorradlärm betroffenen Weserbergland vorsah. Ziel war die Umsetzung anderenorts bereits durchgeführter lärmreduzierender Maßnahmen, flankiert von einer Datenerhebung. Während der Umsetzung formierte sich starker Widerstand aus der regionalen Bikerszene, die gemeinsam mit der bundesweiten Motorrad-Community massiv gegen das Projekt mobil machte.

Unter dem Druck wurden die zunächst fast einstimmig beschlossenen Maßnahmen im Kreistag größtenteils zurückgezogen. Bislang konnten nur einige Lärmtrichter mit Tempolimits an Ortseingängen umgesetzt werden.

Kommunen scheuen sich aus Angst vor Rechtsstreitigkeiten mit Biker-Organisationen, dringend benötigte Projekte oder Maßnahmen umzusetzen, die echte Entlastung bringen könnten. Das Grundproblem wartet auf Lösung.

Bärbel Lehmann
Vertreterin des Bundesverbands
gegen Motorradlärm

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Verkehrsversuch Müglitztal, Sachsen: Ergebnisse und Wirkung“

Bärbel Lehmann berichtete über ein tatsächlich umgesetztes Pilotprojekt aus Sachsen u.a. mit Blitzern von hinten, das zwar kleinere Verbesserungen für die betroffenen Anwohner brachte, jedoch ebenfalls keine grundsätzliche Entlastung bewirken konnte. Als Hauptursache benannte auch sie das weiterhin ungelöste Kernproblem: die Vielzahl von Motorrädern, die im Realbetrieb deutlich zu laut sind und damit die zulässigen Grenzwerte faktisch unterlaufen.

Ein Lärmbeispiel vor Ort verdeutlichte eindringlich die massive Beeinträchtigung der Lebensqualität

Niklas Schmalholz
POLIS Network
Koordinator LENS (Low Emission Noise & Sound)

Motorradlärm braucht endlich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Konsequenzen

„Europaweite Forschung zu „L-Fahrzeugen“ zeigt Handlungsbedarf“

Niklas Schmalholz berichtete von Zwischen-Ergebnissen: Das Forschungsnetzwerk des EU geförderten Projekts LENS untersucht den realen Emissions- und Geräusch-Ausstoß von „L-Vehicles“ (Motorräder, Mopeds, Quads) in mehreren europäischen Städten.

In Paris, Leuven und Barcelona zeigten sich dabei vergleichbare Belastungsmuster wie die in Deutschland: Nach aktuellem Stand legen die Daten nahe, dass ein erheblicher Anteil der untersuchten L-Fahrzeuge die geltenden Emissions- und Lärmgrenzwerte im Realbetrieb überschreitet – teils deutlich, auch ohne offensichtliche Manipulationen. Die Forscherinnen und Forscher entwickeln derzeit mobile Echtzeit-Messsysteme wie PEMS (für Emissionen) und SEMS (für Schall), um diese Diskrepanzen objektiv messbar zu machen.

Das Ziel: wissenschaftlich fundierte Empfehlungen an Gesetzgeber und Zulassungsbehörden in der EU zu formulieren – etwa für neue Prüfzyklen und bessere Manipulationssicherheit.

Fazit

In der abschließenden Podiumsrunde wurde deutlich: Die Probleme sind gut belegt, die Lösungsansätze bekannt – doch es fehlt an rechtlichem Rückhalt und politischem Willen.

Fazit

In der abschließenden Podiumsrunde wurde deutlich: Die Probleme sind gut belegt, die Lösungsansätze bekannt – doch es fehlt an rechtlichem Rückhalt und politischem Willen.

Der Bundesverband gegen Motorradlärm übergab dem NRW-Verkehrsminister dazu ein Forderungspapier mit der Bitte, dieses in die politischen Entscheidungsprozesse einzubringen und mit seinen Mitteln auf eine Umsetzung hinzuwirken.

Der Bundesverband gegen Motorradlärm übergab dem NRW-Verkehrsminister dazu ein Forderungspapier mit der Bitte, dieses in die politischen Entscheidungsprozesse einzubringen und mit seinen Mitteln auf eine Umsetzung hinzuwirken.

Appell:
Lassen Sie uns lauter werden,
damit es leiser wird!

Durch die vielfältige Fachexpertise wurde in der Veranstaltung klar: Die Problematik ist nachgewiesen, komplex – und braucht dringend mehr öffentliche und fachliche Aufmerksamkeit. Die Widerstände sind jedoch groß, die Bretter, die wir bohren müssen, dick. Erkennbar ist aber, dass wir die „richtigen Bohrer“ gewählt haben und diese auch vorankommen. Damit dies noch schneller geht, ein Appell an Sie: Engagieren Sie sich mit, bleiben Sie dran, vernetzen Sie sich und machen Sie Druck bei Ihrer Politik und Verwaltung.

Nur gemeinsam können wir wirkliche Veränderungen erreichen – und dabei zählt jede noch so kleine Initiative. 

Appell:
Lassen Sie uns lauter werden,
damit es leiser wird!

Durch die vielfältige Fachexpertise wurde in der Veranstaltung klar: Die Problematik ist nachgewiesen, komplex – und braucht dringend mehr öffentliche und fachliche Aufmerksamkeit. Die Widerstände sind jedoch groß, die Bretter, die wir bohren müssen, dick. Erkennbar ist aber, dass wir die „richtigen Bohrer“ gewählt haben und diese auch vorankommen. Damit dies noch schneller geht, ein Appell an Sie: Engagieren Sie sich mit, bleiben Sie dran, vernetzen Sie sich und machen Sie Druck bei Ihrer Politik und Verwaltung.

Nur gemeinsam können wir wirkliche Veränderungen erreichen – und dabei zählt jede noch so kleine Initiative. 

EINLADUNG
MOTORRADLÄRM-TAG 2025 12. Mai 2025

EINLADUNG  I  MOTORRADLÄRM-TAG 2025 I MONTAG 12. Mai 2025

„Einflugschneise – Ausflugschneise“
Motorradlärm am Hotspot: Noch belästigender als Fluglärm

Wir gehen nach Berlin und diskutieren das Thema Motorradlärm mit ganz neuer Brisanz. Die Erkenntnisse der letzten Zeit legen nahe: Es ist noch schlimmer als gedacht! Das Leben und Wohnen an den mindestens 900 dokumentierten Motorradlärm-Hotspots dieses Landes ist lauter, belästigender und gesundheitsschädlicher als bisher angenommen. Das möchten wir am Motorradlärm-Tag 2025 mit unseren Referenten thematisieren:

PROGRAMM

12:30 Uhr: Come together

13 Uhr: Einführung: „Motorradlärm hat Fluglärmqualität“

Holger Siegel
VAGM e.V., Bundesverband gegen Motorradlärm

Grußwort Land NRW – Aktuelles zum Thema Motorradlärm aus der Länderebene

Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, NRW

Das Geschäftsmodell Lärm

Dr. Lars Schade, Umweltbundesamt, Dessau

„Piloten“ verboten? Warum scheitern Maßnahmen gegen Motorradlärm vor Ort?

Patrick Pohle, Deutsche Umwelthilfe e.V., Bereich Verkehr und Luftreinhaltung

Und was bringen beendete Piloten?

Bärbel Lehmann, VAGM e.V., Bundesverband gegen Motorradlärm

Das EU-geförderte LENS Projekt: Studienergebnisse und Interpretationen von Luft- und Lärmemissionen von Motorrädern

Niklas Schmalholz, POLIS Network, Kommunikationsleiter „LENS“

Leben an der „Einflugschneise“: Gesundheitliche Auswirkungen von Lärm

Dr. Hahad, Universität Mainz

„Piloten“ verboten? Warum scheitern Maßnahmen gegen Motorradlärm vor Ort?

Patrick Pohle, Deutsche Umwelthilfe e.V., Bereich Verkehr und Luftreinhaltung

Kommunen im Motorradlärm-Stress – und keine Hilfe in Sicht?

Marco Schmunkamp, Silent Rider e.V., Bundesverband gegen Motorradlärm

Lärmblitzer: funktioniert, nur nicht bei uns?

Prof. Dr. André Fiebig, TU Berlin – Psychoakustik

ca. 15 Uhr Kaffeepause

 im Anschluss moderierte Talkrunde (ab ca. 15.15 Uhr)

Referenten und Publikumsbeiträge

ca. 16:30 Uhr Farewell

Über Ihre Teilnahme würden wir uns freuen.
Es wird die Möglichkeit der Online-Teilnahme über Zoom eingerichtet. Die Einwahldaten gehen Ihnen nach Anmeldung zu.

Eine Veranstaltung von
Bundesverband gegen Motorradlärm

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