Landesnaturschutzverband kommentiert: „Groteske Motorrad-Lärmdemos“. Das Problem werde verniedlicht, die Rechte von Anwohnern negiert

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV), Dachverband von 33 Naturschutzvereinen in Baden-Württemberg, ist erstaunt, wieviel Verständnis den teils wütenden und verlärmten Demonstrationen von Motorradfahrern im ganzen Land von offizieller Seite entgegengebracht wird. Demonstriert wurde mit Lärm gegen Maßnahmen für mehr Lärmschutz: „Das ist schon absurd. Hier wurde nur der Beweis angetreten, dass Motorräder wirklich extrem laut sind,“ sagt LNV-Chef Gerhard Bronner. Die Demonstrationen richteten sich gegen mögliche Fahrverbote für Motorräder, die allerdings vom Bundesrat in seiner Mai-Sitzung so gar nicht vorgeschlagen wurden. Der Bundesrat hatte eine Option für temporäre Fahrverbote an besonders konfliktbelasteten Stellen gefordert – und keine pauschalen Wochenendfahrverbote.

„Es geht nicht darum, einzelne schwarze Schafe aus dem Verkehr zu ziehen“, so LNV-Chef Gerhard Bronner, „sondern ganze schwarze Schafherden“.  Das Problem sei nicht nur das Fehlverhalten Einzelner, sondern dass die Hersteller die Maschinen absichtlich immer lauter bauten. Das werde gedeckt durch europäische Normen und Regelungen, die wie bei Autoabgasen völlig unrealistische Messverfahren vorschreiben. „Da hat die Lobby die Richtlinien geschrieben“, mutmaßt Bronner auf Basis von Untersuchungen und Medienrecherchen.

Der Grund für diese fatale Entwicklung liege darin, dass ein erheblicher Teil der Kundschaft – Schätzungen schwanken zwischen 30 % und 50 % – laute Motorräder will. Ein Blick in die einschlägigen Internetforen zeige, was für Diskussionen dort laufen. Dem Trend kann sich offenbar kein Hersteller entziehen – selbst die früher für leise Maschinen bekannten Hersteller bauten mittlerweile röhrende Motorräder, so der LNV.

Anwohnerproteste werden ignoriert

Bisher haben Anwohnerproteste nicht gefruchtet. „Streckensperrungen mögen kein besonders innovatives Mittel gegen Motorradlärm sein,“, meint Naturschützer Bronner, „sie haben aber ihre Berechtigung als Mittel für den Grundrechtsschutz der Anwohner auf körperliche Unversehrtheit. Und sie dürften das einzig derzeit wirksame Druckmittel auf die Szene der Lärmfreunde sein, sich leiser zu verhalten.“ Letztlich, so der LNV, müssen aber strengere rechtliche Regelungen für lärmarme Fahrzeuge erreicht werden. Auch für Sportwagen gibt es ähnlich legale „Spaßlärm-Tasten“, mit denen sich der Lärm künstlich erhöhen lässt.

Bronner sieht Parallelen zum Abgasskandal mit der Folge von Diesel-Fahrverboten in Städten. Dort hat erst der Druck seitens der EU und drohende Strafgeldzahlungen gegen Deutschland dazu geführt, dass die Hersteller saubere Dieselfahrzeuge produzieren.

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Letzte Kommentare
  1. Ladendiebstahl und Unfallflucht sollen auf FDP-Wunsch Ordnungswidrigkeiten werden. Bei der Denkweise werden Rasen und Lärmen eher noch staatlich subventioniert.

  2. In Sachen Umweltschäden werden ja inzwischen weltweit gegen deutsche Unternehmen mit hohen Schadensersatzforderungen gerichtliche Verfahren nah dem Verursacherprinzip geführt. Vielleicht…

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