Motorradbesprechung mit 15 Bildern von der Triumph PR-Abteilung – aber ohne Erwähnung, wie laut das Biest ist. Ein Fall von Realitätsverweigerung oder ein Advertorial?
Quelle: Ausriss Spiegel

Eigentlich hat Motorjournalist Peter Ilg sein Programm abgespult wie immer: PR-Unterlagen vom Hersteller eingesehen, Motorrad Probe gefahren (hoffentlich), Fahrzeug für den Spiegel besprochen und mit PR-Fotos von Triumph bebildert. Wer genauer hinsieht: Früher fanden sich in den Populär-Medien hier auch noch Jubelorgien über den brachialen Sound solcher britischer Dreizylinders (made in Thailand). Den „Sound“ hat der Journalist hier wenig elegant umschifft. Was nicht sein soll, wird einfach ausgespart. Er flüchtet sich in eine Umschreibung: Dr. Jekyll und Mr. Hyde (zufällig auch noch der Name eines Krachauspuffherstellers) sei das Motorrad. Also unten zahm und oben agressiv. Die Besprechung (der Spiegel nennt es „Test“) spart also ganz bewusst aus, dass hier wieder einmal ein lautes Biest („brutal und ungehobelt…“) auf die Menschheit losgelassen wird. Nach dem Motto: „Wir tun einfach so, als habe es die Motorradärm-Diskussion nie gegeben“. Aber so einfach unidirektional funktioniert Internet natürlich nicht. Der Gegenwind kommt stante pede aus dem Spiegel-Forum und zwar sowohl von Motorradfahrern als auch von Lärmgegnern. Und beides müsste dem Fachjournalisten eigentlich etwas peinlich sein. Denn Journalismus nimmt ja für sich ein, kritisch zu sein – eigentlich. So wird’s nur eine von PR-Material unterlegte Lobhudelei. Und nur weil man als Journalist selber den Motorradkrach gut findet, heißt das noch lange nicht, dass man dieses inkriminierende Detail in einer „neutralen“ Besprechung oder gar einem Test unterschlagen sollte.

Marius etwa fragt:

Ein Jubel-Werbeartikel über ein Motorrad in dem auch noch ganz offensiv zum starken Beschleunigen mit hohen Drehzahlen aufgerufen wird. Was soll sowas? Haben die Verbrenner-Fetischisten der SPON „Mobilität“-Redaktion die vergangenen Wochen hinter dem Mond gelebt? Solche unreflektierten Werbeartikel gehören in die „Auto Motor Sport“. Welche Chefredaktion winkt denn solche Texte durch?

Hannes schreibt:

„Warum wird die Lautstärke der Maschine nicht erwähnt? Motorräder von Triumph tragen zu dem Lärm bei den Anwohner jedes Wochenende ertragen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Maschine bei 12.000 Umdrehungen leise ist. Und ja, es gibt leider genug Fahrer die diese Umdrehungszahl auch abrufen, spätestens am Ortsschild.“

„Westpavian“ meint:

Manche Motorräder kann man im 1. Gang bis 100 beschleunigen, im 2. bis 190. DIe TÜV-Schallmessung findet jedoch im dritten Gang statt.
Und dann gibt es da noch die legale Ausrüstung mit Klappenauspuff. Staatlich zugelassene Lärmbelästgung. Darauf weisst auch der letzte Satz des Artikels, „Überzeugt hat sie aufgrund ihrer Ausgeglichenheit bei jeder Drehzahl – als Dr. Jekyll und als Mr. Hyde.“, hin. Lärm machen ist gewollt und wird als Verkaufsschlager von der Industrie gerne gesehen.

Und „Gable“ ergänzt:

Man kann über die Methoden zur Lautstärkeermittlung sicher streiten.
Das, was im Moment interessant ist, ist das Standgeräusch. Hier setzen in Österreich mit 95db die Fahrverbote an. Egal, ob sinnvoll oder nicht.
Also wäre zumindest eine Angabe zu diesem Messwert interessant.“

Liebe Mitstreiter (w/m/d):

Die Fahrzeugindustrie und ihre Sprachrohre befinden sich in einem Lernprozess. Wir sind genau auf dem richtigen Weg. Das Thema ist auf dem Zettel und wird auch nicht mehr verschwinden. Auch die Petrol-Heads in den PR-Abteilungen der Krachindustrie und Redaktionen können das nicht einfach durch Weglassen des Begriffs „Lärm“ (bzw. „Sound“) weiter negieren. Bitte weiter aktiv sein in den Foren!

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21 Responses

  1. Was soll der Tester denn auch Anderes wiedergeben wenn nicht seinen persönlichen Eindruck vom Fahrzeug? Soll er für jedes getestete Modell einen unabhängigen Lautstärketest durchführen, der auf dieser Website garantiert eh auf irgendeine Weise bemängelt würde, und obwohl das der Hersteller ja sowieso machen muss? Jeder nimmt das Motorgeräusch anders war, und dem Tester hat es wohl gefallen. Warum ist seine Meinung weniger wert als die Ihre (oder die der Kommentatoren)? Ist jemand von diesen dieses (brandneue) Modell gefahren und kann da überhaupt mitreden? Wer sich für die genaue dB-Zahl des Modells interessiert kann das ganze ja wohl in 5 Sekunden per Google herausfinden und seine Kaufentscheidung dementsprechend beeinflussen. Viel Wind um nichts.

  2. Da zieht einer im Test seinen Stiefel durch und die Leser erklären ihm, dass die Welt sich geändert hat. Nur was soll er berichten? Dass die Maschine im Fahrgeräusch 77 dB hat? Mehr gibts ja nicht auf deutschen Straßen. Oder dass die Maschine 97 dB im Stangeräusch hat? Das hat ja für keinen Aussagewert, laut Bikergemeinde. Und dass der Journalist ein Lärmmessgerät hat, nehme ich nicht an wo er nochnichtmal eine Kamera hat. TsTsTs.

  3. Vielleicht hilft ein Blick auf die anderen Artikel in der Kategorie: Motorräder bei Spiegel Online.
    Der überwiegende Teil der Artikel der letzten Monate befasst sich mit Lärm, Elektromobilität und Unfällen.
    Wenn nun ein Journalist/Kolumnist des Spiegels einen Artikel verfasst ohne etwas über den Sound zu sagen, könnte man genau so gut annmehmen das es nichts Negatives über die Sozialverträglichkeit des Motorrads zu sagen gibt.
    Oder dass die Spiegel Redaktion keine Kaufanreize aufgrund von Klang setzen will.
    Alles wohl vertretbar, letztenendes bleiben es Annahmen.

    Ich weiß es ist ein emotionales Thema, aber wollen wir wirklich bei einer Literaturanalyse pauschal annehmen, das ein Autor bei einem Schweigen über ein kontroverses Thema direkt die Postion der eigenen Gegner unterstützt?
    Das wäre wohl für alle Nutzer des Internets hochproblematisch.

    Sie Reto, haben sich in ihrem Beitrag nicht explizit gegen Stahlseil-/Öl-/Nagelfallen für Motorradfahrer ausgesprochen. Auch diese haben ihren Teil in der Motorradlärm Problematik.
    Sollen wir jetzt annehmen dass sie solches Vorgehen unterstützen oder versuchen aus der Diskussion herauszuhalten?

    Natürlich nicht.

    Ich habe mich in meiner Beitrag nicht über die möglichen suizidalen Folgen von negativem Feedback in Onlineforen ausgelassen. Diese stehen in direktem Zusammenhang mit der sozialen Nutzung des Internets.
    Bin ich jetzt automatisch dafür oder will es totschweigen?

    Natürlich nicht.

    Wenn man über ein Thema nicht äußert, sagt dies in erster Linie eins aus: man hat sich nicht dazu geäußert.
    Alles was in die Offenheit des Schweigens eines Autorens hineininterpretiert wird, sind unsere eigenen Annahmen die auf Erziehung, Umfeld und Erfahrung basieren.
    Nichts weiter.

      • Ich hab mal versucht, über die Fallen mehr herauszufinden. Ohne so etwas verharmlosen zu wollen und unter strikter Ablehnung derartiger Aktionen – Angriffe auf Leib und Leben anderer Verkehrsteilnehmer in der 70-km/h-Ortdurchfahrt, an der ich wohne, gabs in der Zeit WESENTLICH mehr. Und das sind überwiegend die, welche ja mit dem Motorrad nur zur Arbeit und wieder nach Hause fahren.

        • Sehr geehrter Herr Rau,
          ich bedauere es sehr dass sie und ihre Nachbarn unter einem solchen Klientel zu leiden hatten/haben. Ich hoffe die Polizei kann der Subjekte habhaft werden.
          Selbstjustiz und Straftaten haben in unserer Gesellschaft nichts zu suchen!

          Wer versucht mit Gewalt „Probleme zu lösen“, dem sollte sofort die Fahrerlaubnis entzogen werden. Für mich persönlich ist das ein eindeutiges Zeichen das er/sie nicht in der Lage ist ein Kraftfahrzeug vorausschauend und defensiv zu bewegen. Gleiches gilt für Kraftfahrer die innerorts unnötig besonders laut fahren.

          Ich als Motorradfahrer höre naturgemäß mehr über Fallen als über Angriffe auf Anwohner, weil diese uns Motorradfahrer direkt betreffen. Bei ihnen im Ort werden wohl aus gleichem Grund die Angriffe ein stärkeres Gesprächsthema sein.
          Die altbekannte Filterblasenproblematik.

          Gewalt ist (natürlich!) generell abzulehnen, aber die Diskussionen im jeweiligen Umfeld drehen sich meist primär um die uns persönlich treffenden Probleme.
          (Darauf wollte ich hinaus mit meinem Beitrag: nur weil etwas nicht zur Sprache kommt, ist es nicht automatisch eine Stellungnahme.)

          Wenn sie die Zeit hätten, würde ich gerne ihre Erfahrungen lesen. (Natürlich ohne Ortsnennung, ich will auf keinen Fall dass das Klientel „Rachakte“ gegen sie plant).
          Ich bin der festen Meinung das man so viele Erfahrungsberichte wie möglich lesen/hören sollte um das eigene Meinungsbild offen zu halten.

          • Ölflaschenattacken etc. sind unsere Sache nicht und ich gehe dieser Argumentation auch nicht auf den Leim, weil damit versucht wird, Ursache und Wirkung zu verdrehen um als Biker aus der Opferrolle zu argumentieren …

          • Über solche Fallen müßte doch in der Presse was zu lesen sein. Ich konnte allerdings nichts bzw. sehr wenig finden. Ich bezweifle daher, daß sowas mehr als nur sehr selten vorkommt. Ich frage daher nach Quellen?

            Ich lehne solche Methoden entschieden ab. Ich sehe allerdings auch die Wut, die sich zB im Schwarzwald unter den anwohnern aufbaut, und befürchte, daß solche Dinge passieren werden.

            Ich lehne aber ebenfalls wie Reto entschieden ab, daß mit solchen Gerüchten eine Täter-Opfer-Umkehr stattfinden soll. Ich habe diese Krachfräsen sowas von satt, die tausenden Menschen (nicht nur) die Wochenenden vergällen und zerröhren.

          • Lieber Reto, Leseverständnis scheint auch eine Sache zu sein die nicht ihre ist…

            In keinem Wort habe ich ihnen oder anderen Nutzern dieser Plattform unterstellt für solche schändlichen Taten verantwortlich zu sein, sie zu unterstützen oder gut zu heißen.
            Auch war es nicht meine Absicht die Diskussion in diese Richtung zu lenken.
            Ich habe mich eines Beispiels bedient um die Gefahr von Spekulationen auf Basis von nicht getroffenen Aussagen zu verdeutlichen.

            Das solche Attacken eine Reaktion auf eine eindeutige Ursache sind ist unbestritten. Das diese nicht zu rechtfertigen sind ist hoffe ich auch allgemeiner Konsens.

            Das „Opfer“ in diesem Fall ist ein Autor, dem Dinge unterstellt werden, weil er sich über Themen nicht geäußert hat.
            Das er Motorrad fährt ist für diesen Fall vollkommen irrelevant.

          • Wären die Lärmgeschädigten nicht in eine Filterblase gepackt worden, hätte ich mich vielleicht zu einer Antwort bewegen lassen.

          • Sehr geehrter Herr Rau,

            Jeder von uns hat einen Bekannten- und Freundeskreis der die eigenen Ansichten zumindest teilweise teilt (sonst wären sie nicht Teil eben jenes Kreises).
            Jeder von uns hat ein örtliches Umfeld in dem Themen mehr oder weniger Bedeutung zugewiesen bekommen durch die örtliche Gemeinschaft.
            Jeder von uns informiert sich über Themen die ihn/sie interessieren und weniger über Themen die uns nicht/weniger interessieren.
            Erst dann kommen unser Internetnutzungsverhalten und die angepassten Werbe- und Informationsangebote hinzu.

            Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Filterblase.
            Das ist ein ganz natürlicher Prozess der schon lange vor dem Internet existierte.
            Grundsätzlich ist dies auch nicht gefährlich o. negativ. Dies wird es erst wenn man sich in diese Blase flüchtet und keine Schritte mehr unternimmt diese zu erweitern beziehungsweise gegensätzliche Informationen zumindest in Betracht zu ziehen.

  4. Auch ich verfolge diese „Testberichte“ schon seit geraumer Zeit.
    Noch vor kurzem waren praktisch unverhohlen warme Worte um den „Sound“ die Regel (‚Tiefes Grollen‘, ‚unbändiges Brüllen‘, ‚lautes Gurgeln‘, ‚auf sich aufmerksam machend‘, ‚geballte Faust‘ etc.).

    Erst seit kurzem wird dieser Sachverhalt metaphorisch umschrieben oder ganz weggelassen und natürlich ist dies eine (Nicht-) Antwort auf die neuere gesellschaftliche Entwicklung.

    Wer ältere (>1J) Fahrberichte auskramt, kann keinen Zweifel mehr haben, dass die Geschichten um eine „lärmende Minderheit“ eine zynische Verzerrung des Sachverhaltes sind.

      • Ich hätte die Kommentare unter diesem Spiegel-Artikel nicht lesen sollen. Ich habe mich bloß wieder aufgeregt. Aber was bleibt mir beim Lesen zB von…

        „Die meisten die sich hier über Lärm von Motorrädern aufregen kennen sowas doch nur aus bösen Gute Nacht Geschichten. Aber hauptsach wir haben uns mal wieder erregt.“

        …auch anderes übrig, als mich ziemlich massiv zu erregen?

        Was für ein…

        • In Fragen Lärm und Rasen ist mal wieder durch Wegsehen und/oder Wirtschafts- und Konsumpäppelei ein Kipppunkt überschritten worden. Was einige Millionen für normal halten und wie sie ohne Rücksicht auf irgendetwas auftreten, zeigt Politik und Behörden, dass „Wehret den Anfängen“ kein hohles Geschwätz ist – sofern überhaupt ein Interesse an der Beseitigung des Missstandes besteht sollte. Wenn diese Chaoten von Demokratie faseln, kann man sich als jemand, der wirklich weiß, was das ist, nur an den Kopf fassen.

          Unsere derzeitigen Stars in Berlin haben mit ihrer Auffassung vom Wohl des Volkes jedenfalls keine Chance, einen derart verfahrenen Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, da müssen die Lärmgeschädigen schon selbst ran. Es gibt genügend legale Mittel und Wege, der Leidensdruck muss noch etwas wachsen, aber darum mache ich mir keine Sorgen, das kriegen die Superhelden der Straße schon hin.

    • Sie können sich sicher sein: Die sind stolz drauf und legen noch nach.
      Aber immerhin – das sehen wahrscheinlich mehr Leute als bei Markus Lanz, wegen der Sendezeit.
      Es hilft alles nix, der Scheuer muss mit der Maßgabe eines denkfähigen Nachfolgers weg.

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